Über das gesamte Wochenende übten die Ehrenamtlichen des Technischen Hilfswerks in Bünde die unterschiedlichsten Techniken des Katastrophenschutzes. Neben Navigation ohne elektronische Hilfsmittel und das Erkunden und Dokumentieren urbaner Gebiete standen am Samstag bei strahlendem Sonnenschein zwei Themen auf dem Plan die Muskeln und Köpfchen gleicher Maßen forderten:
Am Vormittag errichteten die Kameraden eine der besonders großen Stahlkonstruktionen aus dem Einsatzgerüstsystem (EGS) – vergleichbar mit einem hochflexiblen Baugerüst. Die Portal-Konstruktion wurde mit sicherer Hand bis in eine Höhe von 7m errichtet. „Der Aufbau erfordert Schwindelfreiheit und ein strenges Befolgen der Aufbaureihenfolge. Sonst kommen die insgesamt vier Tonnen Stahl in der Mitte nicht richtig zusammen.“ Erläutert Truppführer Tim Hempelmann.
Das dabei entstandene Portal dient dazu als Dekontaminationsschleuse betrieben zu werden. Dabei können Fahrzeuge bis zu vier Meter Höhe durch sie hindurch fahren und werden von allen Seiten gereinigt – direkt an der Einsatzstelle. Typische Einsätze sind im Bereich von Tierseuchen, bei denen Erreger ein bestimmtes Gebiet nicht verlassen sollen.
Am Nachmittag wurden die Helfer des Ortsverbandes mit einer völlig anderen, aber ebenfalls gewichtigen Aufgabe konfrontiert: Ohne den Einsatz von Seilwinde oder dem großen Bagger im Bünder Fahrzeugpark sollten schwere Lasten bewegt werden – in diesem Fall ein Beton-Klotz von 700kg. Zur Bewältigung wurden Methoden herangezogen die seit über 50 Jahren im THW eingesetzt werden. Mit dem Mastkran (oder auch Zweibock) können über den richtige Einsatz von Seilzügen und Kettenzügen enorme Lasten bewegt und gehoben werden. Dabei werden gleichzeitig Geometrische Grundlagen und Hebelgesetzte genutzt.
Richtig eingesetzt und aufgerichtet ließ sich problemlos - und mit nur einer Hand - das Beton Gewicht anheben. Abgesetzt auf einer Schwerlastrollenbahn war es in Nu mobil. Diese Hebelgesetzte machten sich schon die Baumeister in der Antike zu Nutze. Besonders schnell kann auch eine Variante mit Leitern in Einsatz gebracht werden. Dieser leichtere Vertreter des Mastkrans ist gerade bei der Personenrettung aus Gruben und über Abgründen ein wahrer Problemlöser.
„Insbesondere diese „alte“ Technik hat die Kameraden beindruckt und zeigt, dass neben den modernen Einsatzmitteln des THW auch das Wissen um diese Methoden den richtigen Mix bilden, um die vielfältigen Einsatzaufgaben zu lösen.“ Freut sich Ausbilder Marius Hölscher.